„Ronderëm de Lëtzeburger Volleksdanz – Der Volkstanz in Luxemburg und im ehemaligen Herzogtum – La danse folklorique à Luxembourg et à l’ancien Duché – Folk Dancing in Luxembourg“.

Format: 25 x 30 cm auf 550 Seiten ; DVD- und CD-Beilage
Herausgeber: Uucht-LaVeillée. Druck: saint-paul luxembourg
Erhältlich im Buchhandel zum Preis von 88 €


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Ein Buch in prachtvoller Aufmachung, dessen Inhalt der gediegenen Ausführung (Leinen mit Goldprägung, und vielen Illustrationen in Quadrichromie) in nichts nachsteht, ist seit kurzem auf dem Büchermarkt erschienen. Es straft all jene Lügen, die die Nase über alles rümpfen, was mit Folklore zu tun hat. Das Buch dürfte jedem Leser einen lehr- und abwechslungsreichen, kulturellen Spaziergang - musikalisch und literarisch - durch die jahrhundertalte luxemburgische und europäische Geschichte bieten und ihm die ethnographische Tragweite der Traditionen lebhaft vor Augen führen.

Eine DVD-Beilage für 15 Tänze sowie eine CD-Beilage ergänzen das Buch vorteilhaft; sie setzen den Leser ohne Umstände „ins Bild“ und gestatten ihm das Abspielen von allen 15 Tanzmelodien. Die Video-Bilder sind von hoher Qualität und begleiten den Betrachter und Hörer zwischen den 15 Tänzen auf einer Promenade durch die Vor- und Altstadt Luxemburg. Manch unentdeckte Aussicht auf die alte Festungsstadt ist vom geübten Auge des Videographen eingefangen worden. Zarte, diskrete Hintergrundmelodien auf einer Geige beschwören die „gute alte Zeit“.

Das dokumentarische Werk „Ronderëm de Lëtzebuerger Volleksdanz“, das unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Kultur, höhere Bildung und Forschung steht und Unterstützung vom Fonds Culturel National erhalten hat, stellt im ersten Kapitel die wissenschaftliche Arbeit „Danses folkloriques luxembourgeoises“ von Paule Moris (1962-1997) vor. Es ist die bedeutendste Arbeit, die zu diesem Thema in Luxemburg geschrieben wurde. Sie ist auch der erste Versuch, den Luxemburger Volkstanz in einen größeren Kontext zu stellen, wo den historischen Spuren über die Grenzen hinaus nachgegangen wird. Die detaillierte choreographische Beschreibung, eine originelle Darstellung der Notationstechnik von 15 Tänzen aus der Großregion des ehemaligen Herzogtums in Bild und Text (in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch) ermöglicht sogar international die praktische Erlernung der Tänze.

Der folgende Abschnitt liefert die Musikpartituren, von Jos Kinzé kunstvoll für sechs Insrumente arrangiert. Über Tanzmusik und Tanzmusikanten auf Kirmesfesten und Hochzeitsfeiern in früheren Zeiten wird ausführlich berichtet; manche Kuriosität kommt so an den Tag. Durch tanz- und sangesfreudige Festgelage führen die Schriftsteller Gregor Spedener und Fernand Lorang. Über die legendäre Figur des „BlannenTheis“ erfährt der Leser jede Menge interessanter geschichtlicher Einzelheiten, eine Zusammenstellung richtiger sowie irriger Angaben zu dessen Person. Die europäische Musikgeschichte vom Mittelalter bis zur heutigen Zeit wird durch die Feder von Guy Jourdain dargestellt.

Es folgen in Kapitel IV Text und Weisen alter Volkslieder, originell illustriert aus der Hand von Tilly Steinborn. Das Volkslied im Schrifttum ist durch Autoren wie Dicks, G. Spedener, M. Ruden, M. Thill, M.Tresch, G. Schons vertreten, die auf angenehme Art altbekannte und weniger bekannte Literatur auftischen. Nostalgisches klingt aus den Liedersammlungen der Amerika-Auswanderer durch die Schriften von N.Gonner, N. Becker, N. Welter und F. Hoffmann. Deutsche Volksliedforscher kommen ebenfalls zu Wort.

Reiche großformatigen Bebilderung in quadrichrom lockern die einzelnen Kapitel bzw. Artikel wohltuend auf und decken viele romantische Ecken unserer Hauptstadt und deren Vororte auf.

Im sechsten Kapitel berichten bekannte Ethnographen wie N. van Werveke, G. Spedener, J.Hess, M.Mees, M.Rodange und F.Lorang über die wenig bekannte Kleidermode von früher; sie überraschen mit bemerkenswerten Einzelheiten der werk- und sonntäglichen Kleidung unserer Vorfahren. Einen breiten Raum nimmt die Beschreibung der Kostümierung ein, nämlich die der Tanz- und Liedergruppe Uucht-LaVeillée selbst. Die farbfrohen Abbildungen von Kostümstoffen und Kleidungsstücken wie „ Kaseweck, Jupe, Schiertech, brodéierte Jilli, Schibb, Hauw, Kap a Quetschendéif“ sowie genaue zeichnerische Anweisungen zur Anfertigung der Sonn- und Werktagstrachten dokumentieren ausführlich die Kleidermode am Ende des 18. und des frühes 19. Jahrhunderts.

Die Kapitel sieben und acht sind den Literaturbeiträgen in Deutsch, Französisch und Luxemburgisch über verschiedene Themen im Zusammenhang mit Volkstanz und Brauchtum vorbehalten. Namhafte Persönlickeiten aus dem kulturellorientierten Umkreis wie J. Kalbersch, G. Schmitt. J.L.Mousset, G. Calteux, L. Roth haben das Wort. Eine Fülle von Bildern „der guten alten Zeit“, lässt F.Frising im prosaisch-lyrischen Stil vor unserm geistigen Auge vorüberziehen, wenn er „mat der Uucht-LaVeillée op d’Èimaischen“ geht. Was es bedeutet, wie es im Liede heißt: „Leiw Gevuedesch, kommt ze uuchten an onst Haus“ wird in mehreren Autorenbeiträgen eingehend besprochen; eine uralte Tradition auf dem Lande, die der „Uucht“ wird hier in Erinnerung gerufen. H. Klees hinterfragt kritisch „diese gute alte Zeit“, indem er Überlegungen anstellt, die zu einem besseren Verständnis des kulturellen Erbes in einem Artikel: „Imaginer mieux le vrai visage du passé“ beitragen.

Im vorletzten Kapitel wird der historische Werdegang des Volkstanzes seit den Anfängen 1948 bis 1955 und das fünfzigjährige Walten und Gestalten der Uucht-Gruppe geschildert. Rosch Krieps beschreibt minutiös die Pionierzeit, die Renaissance des Volkstanzes in den Luxemburger Jugendherbergen.

Eine reichhaltige Bibliographie beschließt die Publikation „Ronderëm de Lëtzeburger Volleksdanz“, ein Sachbuch, die auch als schöner Bildband über „ons Stad“ gelten darf. Zum ersten Male wird viel Interessantes über ein weitgespanntes Thema in diesem Buch festgehalten, das den Leser in seinen Bann zu ziehen weiß. Ist es nicht wie ein greifbares Museum in unserer Hand? Es spricht von unserer Vergangenheit, deren charakteristische Werte nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Der Volkstanz ist ein Aspekt dieser Vergangenheit. Das Werk eignet sich ebenfalls vorzüglich als Geschenkartikel auf dem Gabentisch zu den kommenden Feiertagen.